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Wann immer man eine große Menge an zukünftiger Ertragskraft zu einem niedrigen Preis kaufen kann, hat man eine gute Investition getätigt.“

In den vergangenen Jahren waren passive Strategien äußerst erfolgreich – nicht zuletzt, weil eine kleine Gruppe von Mega-Cap-Aktien, die sogenannten Magnificent Seven (Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta, Nvidia und Tesla), die Indizes stützte. So belief sich der Anteil der Mag7 am S&P 500 zeitweise auf rund 35 % der Marktkapitalisierung. Auch im MSCI World gehören sie mit einem Anteil von fast 35 % zu den dominanten Positionen.1

Aufgrund dieser Konzentration profitierten viele passive Fonds, also ETFs und Indexfonds, automatisch von der Performance dieser wenigen Titel. Solange diese Unternehmen stark waren, half das den passiven Anlegerinnen und Anlegern, eine Outperformance gegenüber vielen aktiven Strategien zu erzielen.

Herausforderungen passiver Anlagestrategien

Damit wird allerdings auch eine Schwäche des passiven Investierens deutlich. ETFs auf breite Aktienindizes sind stark auf die Titel ausgerichtet, die in der Vergangenheit den größten Beitrag zur Wertentwicklung geleistet haben. Geraten jedoch einige dieser Schwergewichte unter Druck, wirkt sich das auf den gesamten Index aus. In diesem Jahr liegen beispielsweise von den Mag7 nur vier Unternehmen – Meta, Alphabet, Nvidia und Microsoft – seit Jahresbeginn deutlich im Plus. Dagegen fällt die Performance von Tesla, Apple und Amazon bislang überschaubar aus. Die Dominanz der Mag7 ist damit zwar nicht verschwunden, sie hat jedoch an Kraft verloren. Viele kleinere, weniger beachtete Unternehmen konnten dagegen deutlich höhere Renditen erzielen. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet dies, dass eine differenzierte Auswahl einzelner Aktien wieder an Bedeutung gewinnt und einen Mehrwert schaffen kann.

Ein weiterer Aspekt, den Anlegerinnen und Anleger beachten sollten, ist die hohe Ländergewichtung vieler passiver Strategien. So entfallen im MSCI World Index über 70 % auf US-Aktien, obwohl die USA laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) aktuell nur rund 15 % der weltweiten Wirtschaftsleistung ausmachen.2 Die Wertentwicklung hängt somit stark von der Konjunktur, der Politik und der Geldpolitik in den USA ab. Ein aktiver Ansatz kann hier gezielt gegensteuern, indem er Regionen mit attraktivem Bewertungsniveau oder besseren Wachstumsaussichten stärker gewichtet und Klumpenrisiken reduziert.

Europa interessant für aktiven Managementansatz

Europa könnte sich als eine dieser spannenden Anlageregionen erweisen. Über Jahre hinweg waren die USA an den globalen Aktienmärkten das Maß der Dinge, doch nun deutet sich zunehmend eine Verschiebung an. Immer mehr Signale sprechen dafür, dass andere Regionen – allen voran Europa – in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen könnten:3

  • Massive Investitionsprogramme
    Deutschland schnürt ein 500 Mrd. € schweres Infrastrukturpaket und plant eine Reform der Schuldenbremse, während die EU über 1 Bio. € für Verteidigung bereitstellt. Zudem haben sich die europäischen NATO-Mitglieder verpflichtet, ihre Verteidigungsausgaben deutlich anzuheben – perspektivisch auf bis zu 5 % des BIP. Diese Maßnahmen könnten das Wirtschaftswachstum spürbar beschleunigen und wichtige Impulse für Industrie, Infrastruktur und Technologie geben.
  • Draghi-Bericht als Wegweiser
    Der im September 2024 veröffentlichte Bericht von Mario Draghi empfiehlt jährliche Investitionen von bis zu 800 Mrd. € in Energie, Innovation und Infrastruktur sowie eine deutliche Vereinfachung von Regulierung. Er gilt als Fahrplan für eine strategische Neuausrichtung der EU-Wirtschaftspolitik. Erste Reformen – etwa die Entlastung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung – zeigen, dass die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger bereits pragmatischer handeln und den Fokus stärker auf Wettbewerbsfähigkeit legen.
  • Positive Wachstumsaussichten
    Die Wachstumsprognosen für die EU wurden mehrfach nach oben revidiert und liegen nun am oberen Ende des langfristigen Durchschnitts. Nach über einem Jahrzehnt der Underperformance nähert sich Europa bei der wirtschaftlichen Dynamik zunehmend den USA an – trotz bestehender Risiken wie Handelskonflikten oder politischer Fragmentierung. Die mittelfristigen Aussichten für die kommenden fünf bis zehn Jahre sind damit deutlich freundlicher als in der vergangenen Dekade.

Die Europäische Union dürfte zu stabilem Wachstum zurückkehren

Quelle: Bloomberg, Stand: August 2025.
Es kann nicht zugesichert werden, dass sich Prognosen, Schätzungen oder Hochrechnungen als richtig erweisen.

  • Günstige Bewertungen
    Europäische Aktien sind gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis deutlich günstiger bewertet als US-Aktien und liegen trotz verbesserter Fundamentaldaten häufig noch unter ihren eigenen 10-Jahres-Durchschnittswerten. Sowohl regionale als auch internationale Marktführer – etwa aus den Bereichen Luxusgüter, Gesundheitswesen oder Industrie – werden derzeit mit teils erheblichen Abschlägen auf ihren inneren Wert gehandelt.

MSCI GICS-Sektoren, KGV im GJ1 – MSCI Europe Index ggü. MSCI USA Index

Quellen: FactSet, MSCI

KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis. GJ = Geschäftsjahr. Der MSCI Europe Index repräsentiert Large- und Mid-Cap-Unternehmen aus den Industrieländern Europas und deckt etwa 85 % der streubesitzbereinigten Marktkapitalisierung in diesen Regionen ab. Der MSCI USA Index misst die Entwicklung der Large- und Mid-Cap-Segmente im US-amerikanischen Markt und deckt rund 85 % der streubesitzbereinigten Marktkapitalisierung ab. Indizes werden nicht gemanagt, und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu inves- tieren. Gebühren, Kosten und Ausgabeaufschläge sind nicht berücksichtigt.

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftigen Renditen.

  • Politische und wirtschaftliche Einigungstendenzen
    Frankreich, Deutschland und andere europäische Staaten rücken geopolitisch wieder enger zusammen, und auch Nicht-EU-Länder wie das Vereinigte Königreich suchen verstärkt die Kooperation. Vereinfachte Entscheidungsprozesse und koordinierte Maßnahmen könnten langjährige Wettbewerbshemmnisse abbauen und damit den Weg für nachhaltiges, strukturelles Wachstum ebnen.

Warum also nicht einfach einen ETF auf einen europäischen Index wie den EURO STOXX 50 oder den STOXX Europe 600 kaufen? Diese Frage ist naheliegend – die Antwort jedoch differenzierter. Europas Wirtschaft und Aktienmarkt sind alles andere als homogen. Während manche Unternehmen besonders stark von den genannten strukturellen Trends profitieren dürften, kämpfen andere weiterhin mit erheblichen Herausforderungen wie dem Handelskonflikt mit den USA oder der wachsenden Konkurrenz aus China. Genau deshalb kann die gezielte Auswahl einzelner Aktien den entscheidenden Unterschied machen und dazu beitragen, Chancen zu nutzen und Risiken bewusst zu steuern.

US-Markt bietet breite Auswahl für zielgerichtetes Stock Picking

Auch wenn die Dominanz der Mag7 nachlässt und Europa zunehmend in den Fokus rückt, bleibt der US-Markt ein wichtiger Ort für aktives Stock Picking. Viele S&P- 500-Unternehmen außerhalb der großen Technologiewerte präsentieren heute deutlich robustere Gewinnperspektiven als noch vor einem Jahr.

Technologie bleibt ein zentraler Wachstumstreiber, doch die Investmentstory ist deutlich breiter aufgestellt. Nach dem Hype um generative KI rücken zunehmend andere Segmente in den Vordergrund. Besonders spannend sind Unternehmen, die indirekt von der KI-Revolution profitieren. Interessant ist beispielsweise der Energiesektor. Der rapide steigende Energiebedarf durch den Ausbau von Rechenzentren und KI-Anwendungen erfordert massive Investitionen in die Stromnetze. In den USA wurde jahrzehntelang zu wenig in die Energieinfrastruktur investiert. Nun beginnt ein neuer Investitionszyklus, der sowohl erneuerbare Energien als auch Gas- und Schiefergasproduktion einschließt. Für Stock Picker eröffnet sich hier ein strukturelles Thema mit langfristigem Potenzial.

Hinzu kommt ein politisches Umfeld, das von Unsicherheit geprägt ist. Unter Präsident Trump stehen Handelspolitik, Zölle und fiskalische Maßnahmen wieder stärker im Fokus, was für eine höhere Marktvolatilität sorgen kann. Breite Indexinvestments tragen in einem solchen Umfeld das Risiko, von plötzlichen politischen Entscheidungen in ganzen Sektoren negativ überrascht zu werden. Eine selektive Aktienauswahl wird somit wichtiger denn je, um Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten und resilienten Geschäftsmodellen zu identifizieren – oder gezielt solche Titel zu finden, die von den politischen Veränderungen sogar profitieren.

Ein Blick auf die Risiken

Auch wenn sich nur durch aktives Stock Picking eine Outperformance gegenüber passiven Strategien erzielen lässt, ist es nicht frei von Risiken. Das größte Risiko liegt in der Gefahr von Fehleinschätzungen. Selbst erfahrene Fondsmanager können sich irren, wenn sich Unternehmensgewinne, makroökonomische Rahmenbedingungen oder politische Faktoren anders entwickeln als erwartet. Zudem sind die Kosten aktiver Strategien in der Regel höher als die von passiven Investments, was die Nettorendite belastet. Auch das Risiko einer zu geringen Diversifikation ist nicht zu unterschätzen, denn konzentrierte Portfolios können in schwachen Marktphasen stärkere Rückschläge erleiden.

Fazit:

Das aktuelle Marktumfeld könnte für einen aktiven Ansatz interessant sein. Die Dominanz weniger US-Technologiewerte hat spürbar nachgelassen. Gleichzeitig sorgen politische und geopolitische Entwicklungen für neue Chancen, bergen aber auch Risiken. Aktives Stock Picking kann deshalb einen wertvollen Beitrag zur Portfolioallokation leisten – allerdings nicht als Ersatz für eine breite Basisanlage, sondern als gezielte Ergänzung, um Chancen differenziert zu nutzen.


Wichtige Hinweise

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