AUTOREN

Stephen Dover, CFA
Head of Franklin Templeton Institute
Dieser Artikel wurde ursprünglich im LinkedIn-Newsletter „Global Market Perspectives“ von Stephen Dover veröffentlicht. Folgen Sie Stephen Dover auf LinkedIn, wo er seine Gedanken und Kommentare sowie seinen Newsletter mit globalen Marktperspektiven veröffentlicht.
Die neuen Zölle von US-Präsident Donald Trump sind insgesamt deutlich höher als erwartet und die höchsten seit über 100 Jahren. Die Ankündigung kam nach US-Börsenschluss am 2. April, doch im nachbörslichen Handel brachen sowohl Aktien-Futures als auch US-Anleiherenditen ein. Unseres Erachtens werden die internationalen Börsen ebenfalls sinken, wenn die Nachricht verdaut ist.
- Reziprok- statt Universalzölle. Trump kündigte „reziproke“ Zölle für die Länder mit den höchsten Handelsdefiziten gegenüber den USA an, die je nach Land unterschiedlich hoch ausfallen werden – dabei liegt der Mindestzollsatz bei 10 %. Trumps Definition von reziproken Zöllen umfasst Zölle, Mehrwertsteuern, nicht marktwirtschaftliche Maßnahmen, Zertifizierungsanforderungen, Regulierungen, Währungsmanipulation und alles, was den Verbrauch sinken lässt. Diese Definition von Handelsbeschränkungen ist viel weiter gefasst als die der meisten Wirtschaftswissenschaftler. Sie erschwert es anderen Ländern, ihre neu festgelegten Zollsätze durch politische Maßnahmen zu verringern. Trump erklärte, dass die meisten reziproken Zölle bei der Hälfte des berechneten Satzes liegen würden, der auf US-Einfuhren erhoben wurde.
- Trump kündigte außerdem weitere Zölle von 25 % auf alle Autoimporte an. Dieser Satz gilt zusätzlich zu den derzeitigen Zöllen von 25 % auf Stahl und Aluminium. Zölle auf Kupfer, Holz, Halbleiter und Pharmazeutika könnten in Kürze eingeführt werden. Diese Waren unterliegen wahrscheinlich nicht den reziproken Zöllen.
- Mexiko und Kanada sind ausgeschlossen. Für Mexiko und Kanada gilt der Zoll von 10 % nicht. Der bestehende Satz von 25 % auf nicht USMCA-konforme Waren wird beibehalten.[1] Das könnte für diese Länder eine gewisse positive Nachricht sein.
- China und Südostasien sind betroffen. Die Gesamthöhe der chinesischen Zölle ist unklar, scheint aber auf der Grundlage der Gegenseitigkeit 34 % zuzüglich 20 % für Fentanyl zu betragen. Interessanterweise wird für China, das das größte Handelsdefizit mit den USA aufweist, nicht der höchste gegenseitige Zoll erhoben. Südostasien, das früher von Zöllen gegen China und das Offshoring nach China profitierte, hat mit die höchsten reziproken Zölle.
- Rezession und Inflation sind nun wahrscheinlicher. Zölle wirken nicht, wenn die Preise nicht steigen. Die durchschnittliche US-Familie könnte aufgrund der heutigen Zölle schätzungsweise bis zu 4.200 USD mehr pro Jahr zahlen[2] (unter der Annahme eines Durchschnittszolls von 20 % auf Einfuhren). Die Zölle werden daher wahrscheinlich die Ausgaben von Privathaushalten und Unternehmen bremsen. Unserer Erwartung nach werden sie das Risiko von Enttäuschungen bei Wachstum und Gewinnen in den USA im Jahr 2025 erhöhen.
- Unsicherheit steigt. Zu Beginn des Jahres 2025 herrschte sowohl an den Finanzmärkten als auch in der Wirtschaftswelt große Unsicherheit. Wir wissen nicht, wie Unternehmen und andere Länder auf die angekündigten Zölle reagieren werden. Es ist unklar, ob Trump ein Verhandlungsziel verfolgt. Die Rechtmäßigkeit von Trumps Maßnahmen zur Einführung von Zöllen ist ebenfalls unklar.
- Dienstleistungen nicht eingeschlossen. Die USA weisen insgesamt einen Überschuss im Handel mit Dienstleistungen auf, die in diesen Zöllen nicht eingeschlossen sind. Allerdings können beispielsweise US-Banken, Beratungs- und Technologieunternehmen durch Beschränkungen von anderen Ländern gefährdet sein.
- Der „unschöne“ Amerikaner. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind möglicherweise nicht die einzigen Folgen. Denn es wird wahrscheinlich auch außenpolitische Konsequenzen geben, beispielsweise dass US-Produkte und -Unternehmen künftig gemieden werden.
- Kein „Fed Put“. Die Ankündigung von heute dürfte die Besorgnis über die Abkühlung des US-Wachstums und die hartnäckige Inflation verstärken. Der durch die Zölle verursachte Preisdruck könnte zur Folge haben, dass sich die Federal Reserve (Fed) zumindest bei den nächsten Sitzungen zurückhält.
- Wir sind den Märkten gegenüber vorsichtig eingestellt. Die weltweite Konjunkturschwäche und enttäuschende Gewinne sowie die immer wieder aufflammende Ungewissheit stellen die globalen Aktienmärkte vor Herausforderungen. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen liegen zwar gleichauf mit den kurzfristigen Zinsen, doch wenn sich die Wirtschaft weiter eintrübt und die Zinsen steigen, könnten Anleihen unserer Meinung nach solide Gewinne bringen.
Fußnoten
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USMCA bezeichnet das 2018 unterzeichnete Abkommen zwischen den USA und Mexiko und Kanada.
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Quelle: „The Fiscal, Economic, and Distributional Effects of a 20% Broad Tariff.“ Yale University Budget Lab. 31. März 2025.
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