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Die demografische Entwicklung prägt das Wirtschaftswachstum

Man ist sich weitgehend einig, dass eine junge Bevölkerung das Wirtschaftswachstum anfacht. Die These lautet, dass eine junge Bevölkerung auf eine wachsende Erwerbsbevölkerung hindeutet, was Produktivitätsgewinne bis weit in die Zukunft hinein erwarten lässt. Die Wirklichkeit ist komplizierter.

Nach Ansicht vieler Beobachter ist die schrumpfende Bevölkerung Chinas ein Indikator für den wirtschaftlichen Abschwung des Landes. Eine Bevölkerung mit guter Bildung kann jedoch die negativen Auswirkungen der Alterung durch Umschulung und Anpassung der Arbeitskräfte an neue Technologien bekämpfen. In China hat jeder zweite Arbeitnehmer, der in den Ruhestand geht, etwa sechs Jahre formale Schulbildung absolviert. An ihre Stelle treten 1,6 junge Menschen mit rund 14 Jahren1 formaler Schulbildung. Das Land verbessert die Qualifikation seiner Arbeitskräfte kontinuierlich.

Natürlich ist es gut, wenn ein Land viele junge Einwohner hat. Aber sie müssen auch gesund genug sein, um arbeiten und die Kenntnisse und Fähigkeiten erlernen zu können, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Wir benötigen keine Millionen von Hochschulabsolventen, sondern vielmehr einen relativ gut ausgebildeten Pool junger Menschen, denn für sie lässt sich leichter ein Arbeitsplatz finden. Angesichts des Trends hin zu Automatisierung und künstlicher Intelligenz (KI) facht das Wachstum der „Wissenswirtschaft“ den Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitskräften an. Eine junge, gut ausgebildete Erwerbsbevölkerung lockt in der Regel Investitionen in produktive Bereiche mit hohen Margen an. Dadurch wiederum wird das Wirtschaftswachstum angekurbelt.

Altersvorsorge und Gesundheitswesen

Derzeit türmen sich rund um den Globus Verbindlichkeiten auf, die durch die Alterung von Bevölkerungen und die damit verbundenen erheblich höheren Kosten für Gesundheits- und Altersvorsorge verursacht werden. Es geht nicht um die Zahl der jungen Menschen, entscheidend ist unserer Meinung nach die Richtung der Politik. Regierungen, die Maßnahmen zur Förderung der Altersvorsorge treffen und in die Gesundheitsfürsorge investieren, sind wahrscheinlich weniger angreifbar.

In Abbildung 1 werden die zusätzlichen Kosten der Altersvorsorge bis zum Jahr 2050 veranschaulicht und prozentual zum BIP von 2022 angegeben. Die Farben bezeichnen die Entfernung der einzelnen Länder zu diesem Optimum-Punkt der „demografischen Dividende“.2

Abbildung 1: Die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Auswirkungen alternder Bevölkerungen

Kapitalwert der Kosten der Altersvorsorge

Geschätzte zusätzliche Kosten in % des BIP von 2022 in den Jahren 2022–2050

Quelle: „Fiscal Monitor“ des IWF (Oktober 2023). Analyse des Franklin Templeton Institute. Gemäß Definition der Vereinten Nationen bezeichnet die demografische Dividende das wirtschaftliche Wachstumspotenzial aufgrund der Veränderungen der Altersstruktur in der Bevölkerung, insbesondere wenn der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64) höher ist als der Anteil der nicht erwerbsfähigen Menschen (14 und jünger sowie 65 und älter). Die Weltbank kennt vier Phasen des demografischen Dividendenzyklus: Vor-, Früh-, Spät- und Post-Phase. Es kann nicht zugesichert werden, dass sich Prognosen, Schätzungen oder Hochrechnungen als richtig erweisen.

Länder mit „frühdemografischer Dividende“ riskieren ebenfalls ein erhebliches Wachstum der Verbindlichkeiten in der nächsten Generation. Saudi-Arabien beispielsweise ist ein Land mit relativ junger Bevölkerung, das bis 2050 eine Altersvorsorge finanzieren muss, die mehr als 160 % des BIP von 2022 entspricht. China, eine enorme Volkswirtschaft mit schrumpfender Bevölkerung und Verbindlichkeiten in Höhe von 95 % des BIP von 2022, ist ein weiteres Beispiel. Die Auswirkungen politischer Maßnahmen sind in den wenigen Ländern in dieser Auswahl, die ihre Rentenverpflichtungen tatsächlich überfinanziert haben, sehr deutlich. Dies sind u. a. Estland, Dänemark, Schweden und Australien.

Abbildung 2: Die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Auswirkungen alternder Bevölkerungen

Kapitalwert der Kosten der Gesundheitsvorsorge 

Geschätzte zusätzliche Kosten in % des BIP von 2022 in den Jahren 2022–2050

Quellen: „Fiscal Monitor“ des IWF (Oktober 2023), Macrobond. Analyse des Franklin Templeton Institute. Gemäß Definition der Vereinten Nationen bezeichnet die demografische Dividende das wirtschaftliche Wachstumspotenzial aufgrund der Veränderungen der Altersstruktur in der Bevölkerung, insbesondere wenn der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64) höher ist als der Anteil der nicht erwerbsfähigen Menschen (14 und jünger sowie 65 und älter). Die Weltbank kennt vier Phasen des demografischen Dividendenzyklus: Vor-, Früh-, Spät- und Post-Phase. Es kann nicht zugesichert werden, dass sich Prognosen, Schätzungen oder Hochrechnungen als richtig erweisen.

Abbildung 2 verdeutlicht den Unterschied bei den Verbindlichkeiten im Gesundheitswesen beispielsweise zwischen Nigeria und den USA. Je länger die Menschen leben, desto mehr Gesundheitsleistungen benötigen sie in der Regel und desto höher sind daher auch die Kosten. Im Vereinigten Königreich werden für die Deckung der Gesundheitsversorgung im Jahr 2050 mehr als 64 % des BIP von 2022 benötigt. In den USA beläuft sich dieser Betrag auf 150 % des BIP von 2022. Der Punkt bezüglich der Politik bleibt unseres Erachtens die wichtigste Variable. Unter den hier vorgestellten Ländern ist Schweden am besten auf die Alterung der Bevölkerung vorbereitet, was auf frühere politische Maßnahmen zurückzuführen ist.

Fazit

Die traditionelle Sichtweise, dass demografische Faktoren das Wirtschaftswachstum vorantreiben, ist unserer Meinung nach nicht mehr angemessen. Dieser Annahme stehen qualitative Faktoren entgegen. Für alternde Länder besteht die Herausforderung in erster Linie darin, eine kontinuierliche Verbesserung der Bildungsstandards zu gewährleisten, da ihre Volkswirtschaften zunehmend wissens- und technologieorientiert sind. Für Länder mit einer jüngeren Bevölkerungsstruktur ergibt sich eine ähnliche Herausforderung in Bezug auf die Bildung, denn sie müssen mehr bieten als billige Lohnstückkosten.

Dennoch sind die Möglichkeiten der politischen Entscheidungsträger durch das globale wirtschaftliche und geopolitische Umfeld eingeschränkt, da Unternehmen ihre Lieferketten diversifizieren und auf Investitionsanreize wie den Inflation Reduction Act der US-Regierung reagieren. Länder mit hoher Geburtenrate können also nicht einfach dem alten Schema folgen, ausländische Direktinvestitionen in arbeitsintensive Industrien zu lenken, sondern müssen stattdessen versuchen, ihren Rohstoffreichtum oder ihre strategische Positionierung zu nutzen.

Unter Berücksichtigung der kulturellen Unterschiede und des Wohlstandsgefälles zwischen einzelnen Ländern werden sich die Verbrauchsmuster allgemein ändern. Diese Entwicklung der Ersparnisse und Investitionen wird die realen Zinsen, die realen Wechselkurse und sogar die Anlagerenditen beeinflussen. Die demografische Entwicklung ist kein Schicksal, kann aber Parameter setzen.

Stephen Dover, CFA
Chief Investment Strategist
Head of Franklin Templeton Institute



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