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Die Wahlergebnisse in Südafrika, Mexiko und Indien fielen allesamt anders aus als von den Experten vorhergesagt.

In Südafrika verlor die Partei „African National Congress“ (ANC), die seit 30 Jahren an der Macht ist, zum ersten Mal die Mehrheit. Der Entwicklung des heimischen Aktienmarktes folgend fiel auch der südafrikanische Rand, als die Anleger die Folgen einer zwangsweisen Koalition der ANC-Partei mit weniger marktfreundlichen Oppositionsparteien abwägten. Achtzehn Parteien haben Parlamentsmandate erobert, das Spektrum der potenziellen Bündnispartner ist also groß. Die Wünsche des Marktes sind offenkundig, die der ANC jedoch nicht – es gibt also zwei Möglichkeiten: Wenn das Bündnis den Vorstellungen der internationalen Anleger entspricht (eine Koalition mit einer Partei, die ein Programm der orthodoxen Wirtschaftspolitik verfolgt), werden sie weiterhin in das Land investieren und möglicherweise sogar den derzeitigen Risikoaufschlag herabsetzen. Im Fall einer Koalition mit den weniger marktfreundlichen Parteien werden die Anleger ihre Positionen wahrscheinlich abstoßen.

Auf internationaler Ebene ist zu erwarten, dass sich eine Koalition aus ANC, MK (uMkhonto we Sizwe) und EFF (Economic Freedom Fighters) weitaus stärker an China und die anderen BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, Iran, Ägypten, Äthiopien und die Vereinigten Arabischen Emirate) annähern wird, mit allen absehbaren Folgen für Handel und Wirtschaft. Dies wird die Bestrebungen in den Vereinigten Staaten verstärken, Südafrika den Präferenzhandelsstatus im Wege des Gesetzes zur Überprüfung der bilateralen Beziehungen zwischen den USA und Südafrika (US-South Africa Bilateral Relations Review Act) zu entziehen.1 Die einwanderungsfeindlichen Positionen dieser potenziellen Koalition2 werden auch direkte Auswirkungen auf die afrikanischen Nachbarländer haben, die auf die Gelder ihrer in Südafrika arbeitenden Bürger angewiesen sind. Dies gilt insbesondere für Simbabwe und Mosambik, aus denen 60 % der Gastarbeiter stammen.3 In Simbabwe machen die Überweisungen aus dem Ausland 11 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.4

In Mexiko gewann das mächtige Morena-Bündnis, und zwar weitaus deutlicher als in den Umfragen vorhergesagt. Dies führte zu einem Kurssturz des Peso und Abverkäufen auf dem heimischen Aktienmarkt. Hintergrund der Kursverluste ist die Tatsache, dass dieser Wahlsieg so deutlich ausfiel, dass er der Regierungspartei den Weg für eine Änderung der mexikanischen Verfassung ebnet. Morena hatte zuvor keinen Hehl aus seiner Absicht gemacht, bestimmte Schlüsselinstitutionen wie die Wahlkommission und die Justiz zu entmachten und das Land zu Sozialausgaben zu verpflichten, die in Zukunft untragbar werden könnten.

Diese Nachricht schickte den Peso und den Aktienmarkt auf Talfahrt, als die Anleger die Tragweite dieser potenziellen Umwälzungen begriffen, die das Land wohl auf eine Generation hinaus prägen könnten. In der Praxis lässt sich noch nicht sagen, inwieweit sich die neue Präsidentin Claudia Sheinbaum für diese Reformen einsetzen wird, doch ist bekannt, dass der neue Kongress im September zusammentritt und sie das Amt im Oktober übernehmen wird. Der scheidende Präsident López Obrador (oder AMLO, wie er genannt wird) hat also einen ganzen Kalendermonat Zeit, um möglichst viele Punkte seiner Agenda durchzusetzen.

Natürlich wird es eine ungemütliche Wartezeit geben, bis die Verfassungsexperten die für die Durchsetzung dieser Reformen erforderliche Zeit ermittelt haben. Abgesehen davon profitiert der Verbraucher- und Dienstleistungssektor von der Beständigkeit, die durch Sheinbaums Sieg zu erwarten ist. Mit kluger Taktik könnte die neue Präsidentin dafür sorgen, dass die ausländischen Direktinvestitionen (ADI) spürbar anziehen.

Was die Länder außerhalb von Mexiko betrifft, so könnten diese möglichen Verfassungsreformen das Geschäftsumfeld in Mexiko verändern und den Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen bremsen. Das Land könnte dadurch seine potenziellen Gewinne im Zuge der Neuausrichtung der globalen Lieferketten verspielen. In den südlichen Nachbarländern treiben Gründe wie die Kriminalität, Arbeitslosigkeit und Armut die Migration stark an und Mexiko ist das einzige Tor zu den Vereinigten Staaten. Frühere Regierungen haben mit den Vereinigten Staaten zusammengearbeitet und dabei nutzbringende Beziehungen aufgebaut. Doch nicht so AMLO. Es wird nun viel von Präsidentin Sheinbaum abhängen, insbesondere in einer Zeit, in der die USA eine strikte Grenzpolitik durchsetzt.

In Indien verfehlte die mächtige Bharatiya Janata Party (BJP) eine Regierungsmehrheit, sodass der amtierende Premierminister Narendra Modi zum ersten Mal mit Koalitionspartnern verhandeln muss. In der Geschichte der indischen Politik gab es immer wieder Minderheitsregierungen, die durch ihre oft gegensätzlichen Interessen gegenüber den Koalitionspartnern ausgehebelt wurden.

Die BJP verlor keine Zeit und kündigte ein Bündnis mit ihren Partnern in der National Democratic Alliance (NDA) an. Ziel ist die Bildung einer Koalitionsregierung, die es Modi ermöglicht, seine Rolle als Premierminister zu behalten. Möglicherweise wird sich der Regierungsstil in Richtung einer weniger zentralisierten Regierung ändern, da diese Parteien nun die einmalige Gelegenheit haben, ihren Einfluss auf die nächste Regierung zu stärken. Voraussichtlich wird sich nichts an der allgemeinen politischen Richtung ändern. Der Schwerpunkt liegt auf der Stärkung des Fertigungssektors durch die Anwerbung ausländischer Direktinvestitionen und die Positionierung Indiens als wichtigen Akteur in den weltweiten Lieferketten, insbesondere im Elektronikbereich. Die Infrastrukturausgaben des öffentlichen Sektors werden sich wahrscheinlich verringern, und gleichzeitig dürften neue Schritte unternommen werden, um die Belange der ländlichen Gebiete zu berücksichtigen. Dort lag die Unterstützung der BJP bei dieser Wahl unter den Erwartungen.

Für Anleger, die ein schnelles, unternehmensfreundliches Reformprogramm erwartet hatten, ist dies eine Enttäuschung. Die verhaltene Reaktion der Devisenmärkte deutet jedoch darauf hin, dass die Show weitergehen wird, vielleicht mehr im Konsens als in den letzten Jahren. Größere Reformen sind damit sehr viel unwahrscheinlicher geworden, weshalb wir davon ausgehen, dass der Anstieg der Aktienkurse direkter an das Ertragswachstum gekoppelt sein wird.



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