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Rund 945 Millionen registrierte Wahlberechtigte können über die Zusammensetzung der Lok Sabha, des Unterhauses des indischen Parlaments, abstimmen.1 Die regierende Bharatiya Janata Party (BJP) ist seit 2014 an der Macht. Die jüngsten Umfragen deuten darauf hin, dass Premierminister Narendra Modi dank seiner Beliebtheit beim Volk auch aus den nächsten Wahlen wieder als Sieger hervorgehen wird. Allerdings könnte die Mehrheit seiner Partei im Parlament diesmal knapper ausfallen. Die Opposition hat sich in einer Koalition aus 26 Parteien unter dem Akronym INDIA zusammengeschlossen. Ihr fehlt es aber an einem Gegenkandidaten zu Modi, der diese oppositionellen Kräfte hinter sich vereinen könnte.

In ihrer Amtszeit hat die von der BJP geführte Regierung spürbare Verbesserungen erreicht. Sie hat die Zahl der sozialen Wohlfahrtsprogramme erhöht und die beeindruckende öffentliche Digitalinfrastruktur des Landes für direkte Transferleistungen genutzt, deren Empfänger nach weniger strengen Kriterien ausgewählt werden. Es gibt mehr als 300 Programme, deren Spanne von 10 USD für eine Gasflasche zum Kochen bis hin zu 2.000 USD für ein Haus reicht. Auf diese Weise wurden seit 2017 knapp 950 Millionen Menschen erreicht und 270 Milliarden USD an staatlichen Geldern ausgegeben.2 Der Zugang zu Toilettenanlagen wurde enorm verbessert, und Elektrifizierung und Hausbau haben das Leben der Menschen auf dem Land entscheidend verbessert.

Die Anleger begrüßten die Verringerung der Körperschaftsteuer, die Privatisierung der staatlichen Fluggesellschaft Air India und die Anhebung der Obergrenze für ausländische Investitionen im Versicherungs- und Rüstungswesen. Darüber hinaus sehen sie durch den jüngsten Interimshaushalt vor den Wahlen keinen Spielraum für Ausgaben, da die Regierung für das Haushaltsjahr 2025 ein leicht verringertes Defizitziel verkündete. Welche Erwartungen hegen sie in Bezug auf eine dritte Amtszeit? Dass Begonnenes zu Ende gebracht wird.

Die meisten Anleger erwarten durch eine dritte Amtszeit einer BJP-geführten Regierung ein weiteres Vorantreiben der „Make in India“-Agenda. Dies würde ausländische Direktinvestitionen (ADI) anlocken. Sie hoffen auf die Umsetzung des neuen Arbeitsrechts und auf Verbesserungen der Infrastruktur, da diese Aspekte für die Förderung von ADI wesentliche Voraussetzungen sind (im Interimshaushalt 2024 ist ein Anstieg der Infrastrukturausgaben auf 130 Milliarden USD vorgesehen). Die Besetzung offener Richterstellen an den obersten Gerichten und in den nachgeordneten Gerichten würde ebenfalls als positiv angesehen. Die Gestaltung der Strompreise liegt nach wie vor in den Händen der staatlichen Gremien zur Tariffestsetzung, die bislang nicht imstande waren, im Sinne eines angemessenen Strompreises politische Interessen gegen die Bedürfnisse der Verbraucher abzuwägen. Die Einführung der Umsatzsteuer (Goods & Services Tax/GST) im Jahr 2017 war damals revolutionär, doch die Steuer wird auf Strom, Öl und Gas, Immobilien und Alkohol nach wie vor nicht erhoben. Im Großen und Ganzen wünschen sich die Anleger eine Vereinheitlichung der gegenwärtig fünf GST-Sätze. Auf ihrer Wunschliste stehen überdies die Privatisierung der Banken des öffentlichen Sektors und ein Ende der staatlicherseits geförderten Kreditvergabe an vorrangige Sektoren.

Nach unserer Einschätzung herrscht in Bezug auf Indien großes Wohlwollen, doch die Erwartungen internationaler Anleger sind hoch; die Umsetzung politischer Maßnahmen nach den Wahlen ist für den Aufbau des Anlegervertrauens und somit die ADI entscheidend.

Es gibt jedoch noch einen anderen Grund, um diese Amtszeit als einmalige Gelegenheit anzusehen, denn die Rahmenbedingungen für die politische Repräsentation in Indien könnten sich in fünf Jahren radikal von heute unterscheiden. Warum? Weil das ungleichmäßige Bevölkerungswachstum die Wahldynamik in Indien und die daraus resultierende Richtung der Politik künftig radikal verändern könnte.

Insgesamt wächst Indiens Bevölkerung relativ rasch. Doch innerhalb Indiens bestehen große Unterschiede. Generell ist die Geburtenrate in den südlichen Bundesstaaten unter die Reproduktionsrate gesunken. Hierbei entspricht die Rate von 1,5 % in Kerala3 fast Norwegens Rate von 1,4 %.4 Im Norden beträgt die Rate in Bihar 3,4 %.5 Ähnlich wie in anderen Demokratien wird im indischen System die politische Macht im Verhältnis zur Größe der Bevölkerung in den Regionen zugeteilt. Im Jahr 1976, während des Ausnahmezustandes,6 verabschiedete das Parlament jedoch eine Verfassungsänderung, mit der die Anzahl der Sitze jedes Bundesstaates entsprechend der Volkszählung von 1971 festgeschrieben wurde. Diese Festschreibung sollte 2000 enden, wurde jedoch bis 2026 verlängert. Die demografischen Veränderungen in diesen 50 Jahren waren erheblich. Der Bundesstaat Bihar (95 Millionen Einwohner) ist beispielsweise schwächer repräsentiert als Kerala (28 Millionen). Wir halten es für wahrscheinlich, dass es zu einer erheblichen Veränderung kommen wird, durch die das politische Machtgleichgewicht zwischen den Bundesstaaten logischerweise umgestaltet wird. Dies wird zu einer neuen Ausrichtung der Politik führen, die für Anleger nach unserem Dafürhalten in Zukunft von Bedeutung sein könnte.

Wir haben analysiert, wie sich die vergangenen Wahlen auf die indischen Aktienmärkte ausgewirkt haben, und scheinbar ist es strategisch von Vorteil, vor Wahlen zu investieren. Trotz der Risiken erzielte der indische Aktienmarkt gemessen am S&P CNX Nifty Index nach Wahlen durchgängig positive Renditen. In dem Einjahreszeitraum nach dem Tag der Bekanntgabe des Wahlergebnisses belief sich das Plus im Jahr 2004 auf 16,1 %, 2009 auf 38,7 % und 2014 auf 14,7 %.7

Die nachfolgende Grafik zeigt, beginnend mit dem Jahr 1996, die Wertentwicklung des indischen Aktienmarktes in den 90 Handelstagen vor und nach Parlamentswahlen. Im Durchschnitt erzielte der Aktienmarkt im Zeitraum von rund einem Monat (22 Handelstage) nach dem Wahltag eine Rendite von 3 %. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Gewinne am Aktienmarkt in der Regel größtenteils vor der Wahl auftreten. So beträgt die durchschnittliche Rendite in den vier Monaten (88 Handelstage) vor dem Tag der Bekanntgabe der Wahlergebnisse 10 %.

Wertentwicklung indischer Aktien: 90 Tage um den Wahltermin herum
1996–2019

Quellen: Indian National Stock Exchange, Macrobond. Analyse des Franklin Templeton Institute. Der S&P CNX Nifty Index, auch bezeichnet als Nifty 50 oder einfach als Nifty, ist ein Aktienmarktindex und einer der führenden Indizes für große Unternehmen, die an der National Stock Exchange of India notiert sind. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist weder ein Indikator noch eine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Wichtige Hinweise und die Geschäftsbedingungen des Datenanbieters finden Sie unter www.franklintempletondatasources.com.

Unsere Analyse deckt sieben vergangene Wahlen ab, und nur in einem Fall im Jahr 2004 war der Markt sowohl vor als auch nach der Wahl rückläufig. Diese Wahl bildete eine Ausnahme, denn der Zeitraum war durch eine erhebliche Volatilität gekennzeichnet. Letztlich wurden in den beiden Jahren rund um den Wahltermin mit 108 % (annualisiert 44 %) jedoch die höchsten Renditen erreicht.8 Diese Phase war, angefacht durch die optimistische „India Shining“-Kampagne, durch die hohen Erwartungen hinsichtlich der Wiederwahl der BJP-geführten Regierung unter Atal Bihari Vajpayee geprägt. Entgegen den Erwartungen trug die von der Kongresspartei geführte United Progressive Alliance (UPA) den Sieg davon. Dies führte anfänglich zu einem Rückgang des Nifty Index um 13,75 % in dem Monat nach der Wahl (22 Handelstage).9 In dem Jahr danach erholte sich der Markt jedoch aufgrund der starken Konjunkturindikatoren.

Auch die Wahl im Jahr 2009 ragte heraus, denn der Aktienmarkt legte in den 90 Tagen vor und nach dem Tag der Bekanntgabe des Wahlergebnisses um 73,2 % zu. Bedingt war dies durch die Erwartungen in Bezug auf die politische Kontinuität und das Wirtschaftswachstum.10 Der überraschende Sieg der UPA und die Bildung einer stärkeren Koalition lösten eine Marktrally aus, so dass der Nifty Index binnen eines Monats nach der Wahl um 23,1 % kletterte.11



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