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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Juni-Sitzung beschlossen, den Leitzins von 4 % auf 3,75 % zu senken. Dies ist die erste Zinssenkung seit Beginn des Zinserhöhungszyklus im Jahr 2022. Aufgrund deutlicher Andeutungen einiger EZB-Ratsmitglieder im Vorfeld der Sitzung kam dieser Schritt für die Märkte nicht überraschend und wurde bereits erwartet. Doch wie geht es nun weiter? Bei der Beantwortung dieser Frage hielt sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde bislang bedeckt und gab nur wenige Hinweise bzgl. weiterer Schritte.

Daten geben die Richtung vor

Entscheidend für die Zinspolitik der EZB ist die Entwicklung der Inflation im Euroraum. So wurde die erste Zinssenkung damit begründet, dass sich sowohl die Gesamtinflation als auch die Kerninflation in den letzten Quartalen deutlich verbessert hätten, die Inflationserwartungen rückläufig seien und über den Prognosehorizont stabil blieben.

Die Inflationsrate in der Eurozone lag im Mai 2024 bei rund 2,6 %. Nachdem im Oktober 2022 mit rund 10,6 % die höchste Teuerungsrate seit Bestehen der Eurozone gemessen wurde, ist die Inflationsrate seither kontinuierlich gesunken und nähert sich dem Ziel der EZB von 2 %. Obwohl die jüngsten Inflationsprognosen der Mitglieder des Europäischen Systems der Zentralbanken leicht nach oben korrigiert wurden, gilt das Erreichen der 2-Prozent-Marke im kommenden Jahr als wahrscheinlich.

Makroökonomische Prognosen der Europäischen Zentralbank

Die jüngsten Projektionen der Mitglieder des Europäischen Systems der Zentralbanken korrigierten gegenüber den Projektionen vom März 2024 sowohl die Gesamtinflation, die im harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI ausgedrückt wird, als auch die Kerninflation (HVPI ohne Nahrungsmittel und Energie) für 2024 nach oben.

Quelle: EZB. Stand: 6. Juni 2024.
Dass Prognosen, Schätzungen oder Vorausberechnungen sich als richtig erweisen, ist nicht garantiert.

Für die Inflationsentwicklung sind derzeit vor allem die Löhne und Gehälter ausschlaggebend. So weisen lohnsensitive Branchen wie das Gastgewerbe und der Freizeitsektor nach wie vor eine hohe Dynamik auf. Spätestens wenn die Daten hier eine Normalisierung bestätigen, sind weitere Zinssenkungen wahrscheinlich.

Auf der wirtschaftlichen Seite hingegen schwinden die Gründe für eine rasche Zinssenkung. Denn die Eurozone hat die Stagnation hinter sich gelassen. Das BIP- Wachstum erholte sich im ersten Quartal (Q1) 2024 auf 0,3 % gegenüber dem Vorquartal. Zudem erholt sich das Verbrauchervertrauen von seinem historischen Tiefstand. Positiv zu werten sind auch die extrem niedrige Arbeitslosenquote sowie die hohe Sparquote, die nach und nach in den Konsum fließen könnte. Vieles spricht somit für eine Fortsetzung des konjunkturellen Aufschwungs. Die europäische Wirtschaft ist also zu robust, um eine rasche Lockerung der Geldpolitik zu rechtfertigen.

USA warten mit erster Zinssenkung noch ab

Während in Europa die Zinswende eingeleitet wurde, haben die amerikanischen Währungshüter auf der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) am 12. Juni beschlossen, das Zinsniveau vorerst nicht zu verändern. Die Mitglieder stimmten einstimmig dafür, den Zielkorridor für den Leitzins bei 5,25 % bis 5,50 % zu belassen.

Die Juni-Sitzung des FOMC war eine Quartalssitzung, und der aktualisierte „Dot Plot“ der Fed – offiziell „Summary of Economic Projections“ oder SEP genannt – zeigt die Medianerwartung einer Zinssenkung um 25 Basispunkte bis zum Jahresende. Im letzten Quartal wurden noch drei Zinssenkungen erwartet. Zudem gehen nun vier Fed-Vertreterinnen und -Vertreter davon aus, dass bis Ende 2024 überhaupt keine Zinssenkung notwendig sein wird – zwei mehr als noch vor drei Monaten. Eine Person gab sogar an, dass es auch im nächsten Jahr keinen Grund für eine Zinssenkung geben könnte. Insgesamt handelt es sich also eindeutig um eine restriktive Aussage. Allerdings liegt die Medianprognose der FOMC-Mitglieder für den Zeitraum bis Ende 2025 bei fünf Zinssenkungsschritten – das ist nur ein Schritt weniger als bei der letzten Lagebeurteilung.

Der langfristige neutrale Zinssatz der Fed (bei dem die Geldpolitik weder zu restriktiv noch zu locker ist) stieg leicht auf 2,8 %. Für 2024 und 2025 erwartet die Fed unverändert ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2,1 % bzw. 2 %.

Ähnlich wie bei der EZB sind auch für die Fed die Inflations- und Konjunkturdaten ausschlaggebend. So wies die Notenbank darauf hin, dass die wirtschaftliche Aktivität weiterhin moderat zunimmt. Auch den Arbeitsmarkt schätzt die Fed als robust ein: Die Arbeitslosenquote werde im gesamten Jahr 2024 auf dem aktuellen Niveau von 4 % verharren und erst Ende 2025 leicht auf 4,1 % ansteigen.

Auch der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, wiederholte, dass der Ausschuss eine Senkung des Zielkorridors nicht für angemessen halte, solange er nicht mehr Vertrauen habe, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung des Ziels von 2 % bewege. Das bevorzugte Inflationsbarometer der Fed, der Kernindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE), lag im April unverändert bei 2,8 %, während der Kernindex der Verbraucherpreise im Mai bei 3,4 % lag. Die Fed rechnet nicht damit, dass der Kern-PCE-Index vor 2026 auf die Zielmarke von 2 % zurückfallen wird. Powell fügte hinzu, dass die Risiken für das Erreichen des doppelten Mandats von Preisstabilität und maximaler Beschäftigung „immer ausgewogener“ werden.

Da sich die Zinsen innerhalb einer gewissen Bandbreite bewegen, werden wir auf taktische Möglichkeiten achten. Längerfristig, wenn die Zinssenkungen der EZB ihre Wirkung entfalten, wird sich dies als sehr vorteilhaft für europäische Anleihen erweisen. Die Renditen der Anleihen dürften sinken.

Schließlich betonte die Fed, dass sie ihre geldpolitischen Entscheidungen weiterhin stark von den Daten abhängig machen wird. Die Wirtschaftstätigkeit habe weiter in einem soliden Tempo zugenommen, die Inflation habe nachgelassen, sei aber immer noch hoch und das Stellenwachstum bleibe stark. Solange sich hier kein Trendwechsel abzeichnet und die Inflation hoch bleibt, ist eine Lockerung der Geldpolitik in Form mehrerer Zinssenkungen unwahrscheinlich.

Was bedeutet das für Anlegerinnen und Anleger?

Sowohl in Europa als auch in den USA dürfte der Zinsgipfel erreicht sein und die Tendenz in den nächsten Monaten zu sinkenden Zinsen gehen. Dies könnte Auswirkungen auf die Geldanlagen vieler Millionen Menschen haben. Während der Hochzinsphase lockten viele Banken und Broker mit attraktiven Zinsen auf Tages-und Festgeldkonten. Damit dürfte nun Schluss sein. Erste Banken haben bereits begonnen, die Zinsen für Tagesgeld zu senken, und auch beim Festgeld werden die Anschlusskonditionen künftig weniger attraktiv sein. Auch bei Geldmarktfonds werden sich Zinssenkungen bemerkbar machen.

Anleihen könnten eine interessante Alternative darstellen. Sollten die kurzfristigen Zinsen wie erwartet mit der Zeit sinken, könnte eine Umschichtung von Geldmarktfonds in Anleihen mit kurzer Duration in Betracht gezogen werden, um weiterhin attraktive Renditen zu erzielen. Wer hingegen längerfristig investieren möchte, könnte bei Anleihen mit mittleren bis langen Laufzeiten fündig werden. Neben der aktuellen Verzinsung sind hier vor allem die Chancen auf Kurssteigerungen bei fallenden Zinsen interessant.

Anleihen werden gelegentlich als „langweilige“ Anlagen bezeichnet, da sie im Vergleich zu anderen Investmentmöglichkeiten wie Aktien oder Rohstoffe relativ stabil sind. Der Begriff „langweilig“ mag negativ klingen. Doch es gibt mehrere Gründe, warum diese relative Stabilität als positives Merkmal für Anlegerinnen und Anleger angesehen werden kann. Ein verlässliches Einkommen aus festverzinslichen Anlagen kann dazu beitragen, den Gesamtertrag eines Portfolios zu glätten und einen stabilen Cashflow zu gewährleisten. Die Einbeziehung von Rentenwerten in ein Portfolio kann Diversifizierungsvorteile bringen. Bei turbulenten Marktbedingungen können Anleihen einen Puffer bilden und zur Solidität des Portfolios beitragen.

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