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Am Mittwoch, den 2. April, sprach US-Präsident Donald Trump von einem bedeutenden Moment in der amerikanischen Geschichte und erklärte, dass seine flächendeckenden Zölle im Welthandel „Amerikas Wohlstand wiederherstellen“ würden. Doch die Bekanntgabe der höchsten Zölle seit einem Jahrhundert führte zu einem rasanten Kursverfall bei Risikoanlagen, der zum Ende der Woche in einem Einbruch des S&P 500 Index um fast 10 % gipfelte.

Am Donnerstag habe ich mich mit einigen unserer leitenden AnlageexpertInnen an einen Tisch gesetzt, um zu erfahren, wie sie auf die Zölle reagieren und wie sie die Folgen für die Märkte und die weitere Entwicklung einschätzen. Im Folgenden finden Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse von Dr. Sonal Desai, Chief Investment Officer bei Franklin Templeton Fixed Income, Scott Glasser, Chief Investment Officer bei ClearBridge Investments, Andrew Ness, Managing Director bei Franklin Templeton Emerging Markets Equity, Blair Faulstich, Managing Director bei Benefit Street Partners, und Chris Galipeau, Senior Market Strategist beim Franklin Templeton Institute.

Makroökonomische Folgen

Wir sind uns einig, dass die drastischen Zölle zwar ein Problem darstellen, eine Rezession in den USA jedoch nicht zwangsläufig vorprogrammiert ist. Allerdings wird sich das Wachstum rund um den Globus abschwächen. Unsere Expertenrunde war der Ansicht, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle wahrscheinlich asymmetrisch sein werden. Die USA werden weniger betroffen sein, der restliche Teil der Welt wesentlich stärker. Insbesondere diejenigen Länder, deren Wirtschaft stärker vom Export abhängig ist, sind einem größeren Rezessionsrisiko ausgesetzt. Für die 30 Bio. USD schwere US-Wirtschaft, die nur etwa 3 Bio. USD aus Exporten erwirtschaftet, ist die Gefahr geringer. Dennoch: Die durch Zölle und andere politische Störfaktoren ausgelöste Unsicherheit kann und wird wahrscheinlich die Wirtschaftstätigkeit bremsen.

Trotz einer wahrscheinlichen Abschwächung des Wachstums geht Sonal Desai weiterhin davon aus, dass die US-Notenbank in diesem Jahr eine einzige Zinssenkung vornehmen wird, und zwar unter anderem deshalb, weil die Inflation aufgrund höherer Importpreise steigen wird. Sie rechnet jedoch nicht damit, dass der Anstieg gravierend oder von langer Dauer sein wird.

Entgegen den Konsenserwartungen der Märkte hat der US-Dollar mit der Bekanntgabe der Zölle nicht aufgewertet. Mögliche Gründe sind unseres Erachtens das Fiskalpaket Deutschlands, das den Euro attraktiver gemacht hat, sowie die Gegenreaktionen auf die Politik der Trump-Regierung. Sonal geht davon aus, dass der ohnehin überbewertete Dollar wahrscheinlich weiter an Wert verlieren wird.

Privatmärkte

Nach den Wahlen im November 2024 herrschte auf den Märkten für Fusionen und Übernahmen (M&A) Euphorie. Es wurde mit einem starken Jahr 2025 gerechnet. Dieser Optimismus ist durch die Unsicherheit in Bezug auf Trumps Zollpolitik bereits gedämpft worden. Im ersten Quartal war die Aktivität deutlich verhaltener als erwartet. Die unsichere Zollsituation hat es den Unternehmen erschwert, das Risiko richtig einzuschätzen und Investitionsentscheidungen zu treffen. Dies scheint selbst für Unternehmen ohne direkte Import-Export-Dynamik zu gelten.

Blair Faulstich merkte an, dass Störungen an den öffentlichen Märkten oft von Vorteil für die Privatmärkte sind. Da Banken weniger bereit sind, Risiken einzugehen, insbesondere bei fremdfinanzierten Übernahmen (Leveraged Buyouts, LBOs), wenden sich die Unternehmen zur Finanzierung eher an die Privatmärkte. Diese Verlagerung kann die Zahl der Chancen für Anleger auf dem Private-Credit-Markt erhöhen. Trotz einer gewissen Schwäche auf den Märkten für Konsortialkredite und Leveraged Loans kam es nicht zu Panikverkäufen. Dies deutet darauf hin, dass der Markt nach wie vor relativ stabil ist.

Aktienmärkte

In der Regel sind die Aktienmärkte gut darin, zukünftige Ereignisse vorherzusehen und einzupreisen. Doch die angekündigten Zölle waren weitaus höher als erwartet, was zu dem deutlichen Abverkauf in dieser Woche führte. Dennoch waren sich die ExpertInnen einig: Es ist unwahrscheinlich, dass die Zölle allein die USA in die Rezession treiben werden. Allerdings könnten sie das Wirtschaftswachstum um 1 bis 2 % schmälern und die Inflation in diesem Jahr um 0,5 bis 1 % erhöhen.

Laut Scott Glasser ist ein diversifiziertes Portfolio mit Schwerpunkt auf Qualität, das Aktien mit stetigeren Cashflows den Vorzug gibt, am besten gerüstet, um dem Sturm standzuhalten. Die Anleger werden sich jetzt wahrscheinlich vermehrt den defensiven Sektoren zuwenden. Auch internationale Aktien und Dividendenaktien erscheinen attraktiv.

Was mögliche Vergeltungsmaßnahmen betrifft, könnten die Länder der Europäischen Union (EU) Dienstleistungen der USA ins Visier nehmen, darunter auch solche großer Technologieunternehmen und Bankinstitute. Das EU-Gesetz über digitale Dienste, das darauf abzielt, die Macht der US-amerikanischen Tech-Unternehmen einzuschränken, könnte als Vergeltungsinstrument eingesetzt werden.

Schwellenländer

Kurzfristig wird damit gerechnet, dass die Zölle die Gewinne und Unternehmensmargen in den Schwellenländern schmälern werden. Die Reaktion der Märkte fiel jedoch nuancierter aus als erwartet. Die asiatischen Märkte haben sich besser entwickelt als der US-Markt, und lateinamerikanische Märkte wie Mexiko und Brasilien erweisen sich als widerstandsfähig. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass die unmittelbaren Auswirkungen zwar negativ sein mögen, die langfristigen Folgen jedoch komplexer sind. Laut Andrew Ness könnte eine Abschwächung des Dollars eine Verlagerung der globalen Kapitalströme auslösen, was wiederum zu verstärkten Investitionen in die Schwellenländer führen könnte. Er verwies auf internes Research, demzufolge diese Märkte in den Portfolios internationaler Anleger unterrepräsentiert sind und attraktive Bewertungen bieten.

China bereitet sich bereits seit geraumer Zeit darauf vor, die Auswirkungen der Zölle abzufedern. Trotz der hohen Zölle ist der Anteil Chinas an den weltweiten Exporten gestiegen, und die politische Führung des Landes hat die Auswirkungen zusätzlicher Zölle in ihre Defizit- und Finanzierungspläne einbezogen. Am Freitag reagierte China zudem mit Vergeltungszöllen.

Chinesische Unternehmen ziehen sich aus dem Geschäft mit Exporten in die USA zurück, wie der Anteil der US-Importe aus China zeigt, der seit einigen Jahren sinkt. Auch die Bedeutung der Exporte in die USA für das chinesische Bruttoinlandsprodukt hat abgenommen. Ein Teil der Exporte erfolgt zwar möglicherweise über andere Länder wie Vietnam und Mexiko, doch chinesische Unternehmen diversifizieren ihre Märkte bereits seit längerem und verringern ihre Abhängigkeit von der US-Wirtschaft. Diese Krisenfestigkeit und strategische Anpassung lassen darauf schließen, dass Schwellenländer, darunter auch China, trotz kurzfristiger Herausforderungen langfristige Investitionsmöglichkeiten bieten könnten.

Kein Ende der Ungewissheit in Sicht

Die Unternehmen werden Zeit brauchen, um sich entsprechend den neuen Zöllen auszurichten, und obwohl eine Rezession in den USA weiterhin unwahrscheinlich ist, hielt unsere Expertenrunde eine Konjunkturabschwächung für unvermeidlich.

Volatilität ist beunruhigend, aber sie eröffnet auch Chancen. Unserer Meinung nach entstehen gerade neue Möglichkeiten. Unser Fokus zur Bewältigung eines volatilen und unsicheren Marktumfelds liegt insbesondere auf Diversifizierung und Unternehmensqualität.

Das Stimmungsbarometer zeigt einen historischen Tiefstand an, was auf ein günstiges Risiko-Ertrags-Verhältnis für Anleger hindeutet, die bereit sind, kurzfristige Volatilität in Kauf zu nehmen. Das Risiko für Anleger in Aktien und Anleihen besteht in einer weiteren Verschlechterung der Gewinnprognosen.

Bei festverzinslichen Wertpapieren erscheinen Portfolios mit kurzer Duration und hoher Qualität attraktiv. Kommunalanleihen mit potenziellen Steuervorteilen und guter Bonität könnten eine Überlegung wert sein. Auch Hochzinsanleihen mit minimalem Durationsrisiko sind interessant.

Insgesamt bevorzugen wir einen ausgewogenen Ansatz mit den Schwerpunkten Qualität und aktives Management.



Wichtige Hinweise

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