Das PLI-Programm
Das PLI-Programm wurde 2020 ins Leben gerufen und deckt 14 Branchen ab. Die Hälfte der 40 Mrd. USD an Subventionen über fünf Jahre entfallen auf die Elektronikbranche und einen Investitionsplan für parallel geschaltete Halbleiter. Das Programm hat sich als enormer Erfolg für die Förderung der Importsubstitution und der Produktionsleistung erwiesen. Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigen, dass der Anteil des verarbeitenden Gewerbes in Indien am BIP im Jahr 2022 bei 13 % lag.1 Angesichts des Anstiegs der PLI-bezogenen Investitionen, die von 1,1 Mrd. USD im GJ 2022 auf 5,5 Mrd. USD im GJ 2023 gestiegen sind, besteht erheblicher Spielraum für einen Zuwachs. Laut der Ratingagentur ICRA könnten die Investitionen im Zusammenhang mit PLI im GJ 2026 einen Höchststand von 20 Milliarden US-Dollar erreichen, was 40 % der Gesamtinvestitionen entsprechen würde.2
Die Produktionsstrategie China+1
Die Produktionsstrategie China+1, bei der Unternehmen einen Standort in China beibehalten, aber zusätzliche Standorte eröffnen, um Risiken in der Lieferkette zu verringern, hat zum Erfolg des PLI-Programms beigetragen. Südkoreanische Hersteller gehörten zu den ersten, die in Indien Produktionsstätten für Mobiltelefone aufgebaut haben. Die taiwanesischen Hersteller haben nachgezogen und ihre Investitionen in Indien deutlich erhöht, um die Produktion von Mobiltelefonen für den Weltmarkt zu steigern. Indiens Anteil an der weltweiten Mobiltelefonproduktion ist in den letzten fünf Jahren um 60 % auf 16 % gestiegen.3
Indische Produktion von Mobiltelefonen (links); Indische Exporte von Mobiltelefonen (rechts)
Stand: September 2023

Quelle: Bank of America.
Entwicklung der Halbleiterindustrie
Im Jahr 2022 lancierte die indische Regierung einen Fünfjahresplan, um die Entwicklung des Halbleitersektors zu fördern und insbesondere die Halbleiterproduktion nach Indien zu holen. Seitdem hat einer der weltweit größten Hersteller von DRAM (Dynamic Random-Access Memory)4 eine 3 Mrd. USD schwere Test- und Montagefabrik in Gujarat angekündigt. Das Unternehmen plant den Bau von 46.500 Quadratmetern Reinraumfläche und die Einstellung von 5.000 Mitarbeitern.5 Hinzu kommen Unternehmen, die die Ansiedlung von Werken für Leiterplatten und spezialisierte Industriegase planen.6
Der weltweit führende Entwickler von Chips für künstliche Intelligenz (KI) hat angekündigt, die Zahl seiner 4.000 Ingenieure im Land zu erhöhen, und gab im September 2023 eine Vereinbarung mit zwei der größten indischen Konzerne zum Aufbau von KI-Computing- und Cloud-Infrastrukturen bekannt.7
Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Halbleitern in Indien und der Globalisierung der Branche entstand das Bedürfnis, die Kapazitäten für die Entwicklung, Herstellung und Montage von Halbleitern auszubauen. Angesichts der jüngsten Investitionen in die Produktion von Mobiltelefonen und künftiger Investitionen in die Elektronikfertigung wird mit einem deutlichen Anstieg der Nachfrage gerechnet. Eine weitere Triebkraft ist das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften bei gleichzeitigem Engpass in anderen Ländern. Rund 1,4 Millionen Studenten der Ingenieurwissenschaften machen jährlich ihren Abschluss an indischen Universitäten mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 6.600 US-Dollar. Dies entspricht einem Zehntel des Durchschnittsgehalts eines US-Ingenieurs.8
Elektronikproduktion
Die Exporte elektronischer Produkte in die Vereinigten Staaten sind zwischen dem GJ 2022 und dem GJ 2023 um 90 % gestiegen, worin sich ein ähnlich starker Anstieg der Exporte von Mobiltelefonen auf 11 Mrd. USD widerspiegelt.9 Branchenprognosen zufolge werden sich die indischen Mobiltelefon-Exporte bis zum Geschäftsjahr 2026 auf 110 Mrd. USD verzehnfachen10, da die Produktion zunehmend in Indien stattfindet, getragen durch niedrige Lohnkosten, PLI-Zuschüsse und eine China+1-Strategie.
Die indische Regierung verfolgt das Ziel, bis zum GJ 2026 autark in Bezug auf die Versorgung mit Elektronik zu werden. Insgesamt schätzt sie den adressierbaren Markt auf 300 Mrd. USD, aufgeteilt in einen Binnenmarkt von 180 Mrd. USD und einen Exportmarkt von 120 Mrd. USD.11 Zu den vorrangigen Industriezweigen, in denen diese Ziele erreicht werden sollen, gehören: Mobiltelefone, IT-Hardware, lichtemittierende Dioden (LEDs), Leiterplatten und industrielle elektronische Komponenten. Zusammengenommen machen diese Sektoren 75 % der prognostizierten Exporte in Höhe von 130 Mrd. USD bis zum GJ 2026 aus.12 Ausländische Direktinvestitionen, die nach der Corona-Pandemie eingebrochen sind, werden eine wichtige Investitionsquelle sein, um dieses Wachstum voranzutreiben.
Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen nach Indien
Stand: September 2023

Quelle: Bloomberg.
Fußnoten:
- Quelle: Weltbank, „Manufacturing, value added (% of GDP) — India“, 2022.
- Quelle: ICRA, „PLI CAPEX deployment expected to surge from FY24 for more than 80% of the projected investments“, 23. November 2022.
- Quelle: Counterpoint Research, „Global Handset Production Report“, 22. Juli 2020.
- Quelle: Micron, „Micron Announces New Semiconductor Assembly and Test Facility in India“, 22. Juni 2023.
- Ebd.
- Quelle: Cyrill, M. und Kapur, Y., „India’s Semiconductor Sector: Tracking Government Support and Investment Trends“, India Briefing, 22. September 2023.
- Quelle: NVIDIA, „Tata Partners with NVIDIA to Build Large-Scale AI Infrastructure“, 8. September 2023.
- Quelle: Gesamtindische Umfrage zur Hochschulbildung.
- Quelle: Vaishnaw, A., „Smartphone Exports Over $11 Billion“, India Outlook, 13. April 2023.
- Quelle: Sun, S., „India: mobile phones export 2026“, Statista, Juni 2020.
- Quelle: India Brand Equity Foundation, „India's Electronics Manufacturing and Export Market“, Januar 2023.
- Ebd.
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