Übersicht
Die Schwellenländer haben sich in den letzten fünf Jahren im Allgemeinen als sehr widerstandsfähig erwiesen und eine Reihe von Schocks wie die Covid-19-Pandemie, die inflationären Folgen des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine und die drastische Anhebung der Zinssätze durch die US-Notenbank in einem Zeitraum von 18 Monaten verkraftet. Sie haben diese Zeit nicht nur überstanden, sondern sind in gewisser Weise sogar gestärkt daraus hervorgegangen. Die Welt ist immer stärker zersplittert und richtet sich geopolitisch neu aus – in diesem Kontext sind die Schwellenländer im Allgemeinen in einer guten Position, um von diesen globalen Veränderungen zu profitieren, einige vermutlich sogar von den neuen Zollregelungen. Das ist anders als früher, als sie häufig mit Krisen aufgrund globaler Schocks konfrontiert waren, sei es im Zusammenhang mit der Verschuldung, der Zahlungsbilanz und/oder den Bankensystemen. Dass sich die Schwellenländer jetzt in einer günstigeren Position befinden, ist kein Zufall. In diesem Bericht werden die Entwicklungen aufgezeigt und untersucht, die die derzeitige Widerstandsfähigkeit der Schwellenländer ermöglicht haben.
- Die Diversifizierung des Handels hat dazu geführt, dass die Schwellenländer nicht mehr so stark von einzelnen Handelspartnern abhängig sind. Die USA und China sind zwar nach wie vor die beiden größten Handelsplätze für den globalen Handel, aber die meisten Schwellenländer haben sich nicht auf einen der beiden festgelegt, sondern betreiben wahlweise mit dem einen oder dem anderen Partner Handel. Darüber hinaus hat auch der Handel zwischen den Schwellenländern generell zugenommen. Die Schwellenländer sind somit weniger anfällig für Schocks, die von einem bestimmten Handelspartner ausgehen – das gilt auch für Zölle.
- Das Reshoring hat die Aussichten für eine Reihe von Schwellenländern verbessert, sei es durch die „China plus eins“-Diversifizierung, Friendshoring oder Nearshoring. Diese Schwellenländer sind stärker in die globalen Lieferketten eingebettet (oder dabei, es zu werden) und stützen ihre Zahlungsbilanz sowohl durch den Zufluss von Investitionen in Produktionsanlagen als auch durch den Export der Produkte. Wir sind auch der Meinung, dass die Einführung von Zöllen den weltweit zu beobachtenden Reshoring-Trend verstärken wird.
- Die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen haben sich in den letzten Jahrzehnten in den Schwellenländern deutlich verbessert. Eine solide, glaubwürdige Politik und die Stärkung von Institutionen (z. B. Inflationsziele, Haushaltsregeln und unabhängige Zentralbanken) haben zur Neugestaltung der Politik beigetragen und die vom Markt wahrgenommene Glaubwürdigkeit der politischen Entscheidungsträger verbessert.
- Im Vergleich zu den Vorjahren sind mehr Finanzmittel in die Schwellenländer geflossen, wobei ein Großteil dieser Mittel nun für längerfristige Zwecke bestimmt ist (z. B. für Investitionen) und nicht mehr nur dazu verwendet wird, kurzfristige Gewinne zu erzielen („Hot Money“). Darüber hinaus haben die lokalen Schwellenländer an Tiefe gewonnen und sind nun in der Lage, sich stärker im Inland zu finanzieren, sodass sie weniger anfällig für einen Zahlungsbilanzschock sind.
- Strukturreformen zur Förderung des Wachstums und/oder zur Mobilisierung ausländischer Investitionen haben den Fortschritt unterstützt und das strukturelle Wachstum beschleunigt.
- Insgesamt stellen wir fest, dass die starke Position vieler Schwellenländer in einer geopolitisch fragmentierten Welt das Ergebnis eines jahrzehntelangen konsequenten Engagements für Reformen sowie einer klugen Positionierung in einer multipolaren Welt ist. Wir gehen davon aus, dass einige Schwellenländer auch weiterhin von der weltweiten Neuordnung der politischen und handelspolitischen Blöcke profitieren können.
- Doch selbst auf dieser solideren Basis bestehen für die Schwellenländer Risiken, die sich ihrer Kontrolle entziehen können. Ein möglicher globaler Handelskrieg stellt ein Risiko für das Wachstum in vielen dieser Länder dar. Hinzu kommt, dass einige der Ergebnisse struktureller Verbesserungen (z. B. mehr Reserven und haushaltspolitischer Spielraum) während des pandemiebedingten Schocks gelitten und sich noch nicht vollständig erholt haben. Dies könnte die Fähigkeit der Schwellenländer beeinträchtigen, künftige widrige Ereignisse zu verkraften.
Fazit
Insgesamt haben die Schwellenländer aus den Krisen der Vergangenheit gelernt und geld-, fiskal- und andere politische Reformen durchgeführt, die ihr makroökonomisches Umfeld erheblich stabilisiert haben. Darüber hinaus sind einige Schwellenländer durch ihre gezielten wachstums- und effizienzfördernden Reformen für globale Unternehmen attraktiv geworden, die ihre Lieferketten erweitern oder verlagern wollen. Dadurch sind sie in einer guten Position, von den globalen Reshoring-Trends zu profitieren. Die derzeitigen Risiken für die Aussichten ergeben sich hauptsächlich aus den möglichen Auswirkungen von Zöllen und einem etwaigen Handelskrieg – die weitere Entwicklung war bei Abfassung dieses Beitrags noch unklar. Wir glauben jedoch auch, dass höhere globale Zölle den Regionalisierungstrend und die Diversifizierung der Importquellen weg von den USA verstärken werden. Dies käme einer ganzen Reihe von Schwellenländern zugute.
WO LIEGEN DIE RISIKEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Anlagekapitals.
Aktives Management sichert weder Gewinne noch schützt es vor Marktabschwüngen.
Festverzinsliche Wertpapiere sind mit Zins-, Kredit-, Inflations- und Wiederanlagerisiken sowie mit dem Risiko eines möglichen Verlusts des Anlagebetrags verbunden. Wenn die Zinssätze steigen, fällt der Wert von festverzinslichen Wertpapieren.
Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Der Einfluss der Regierung auf die Wirtschaft ist noch immer hoch, und daher spielen bei Investitionen in China Regulierungsrisiken im Vergleich zu vielen anderen Ländern eine größere Rolle.
WF: 5416048
