AUTOREN

Matthew Moberg
Portfolio Manager
Franklin Equity Group
United States
Die Investmentbranche neigt bekanntermaßen zu Kategorisierungen, sei es nach Anlageklassen, Kapitalisierungsgruppen, Branchen oder Anlagestilen. Wir haben jedoch festgestellt, dass Innovationen sich nicht in Schubladen stecken lassen – es ist unmöglich, sie zu definieren oder einzugrenzen. Innovationen sind in der gesamten Wirtschaft zu finden und von Natur aus vielseitig – sie verbinden alle Fachbereiche und Branchen. Unsere Auswahl für dieses Quartal steht ganz in diesem Zeichen: Sie lässt die Grenzen zwischen Natur und Technik, Illusion und Realität sowie Mensch und Maschine verschwimmen.
Laser lassen eine völlig neue Farbe entstehen
Wissenschaftler haben mithilfe von Lasern bestimmte Zellen in der menschlichen Netzhaut aktiviert, wodurch die Wahrnehmung einer neuen Farbe ausgelöst wurde.1 Die Farbe mit dem Namen „Olo“ ist ein sattes Blaugrün, das an Pfauenblau oder Petrol erinnert. Um diesen Effekt zu erzielen, wurde mit den Lasern die Lichtmenge, die auf jede Zelle fiel, gezielt gesteuert. Dadurch wurde dem Teil des Gehirns, der visuelle Reize verarbeitet, das Sehen einer völlig neuen Farbe vorgegaukelt.
Warum ist die Entwicklung relevant? Die Erzeugung einer neuen Farbe ist für sich genommen bereits eine beeindruckende technische Leistung, zumal sie wiederholt werden kann, um weitere neue Farben entstehen zu lassen. Darüber hinaus könnte diese Technologie eine Möglichkeit zur Behandlung von Farbenblindheit bieten – eine Erkrankung, von der weltweit bis zu 350 Millionen Menschen betroffen sind.2 Derzeit können farbenblinde Menschen bestimmte Berufe wie PilotIn, Feuerwehreinsatzkraft oder Arzt/ Ärztin nicht ausüben.3
Künstlicher Wal-Kot zur Anreicherung der Meere
Zu Zeiten, als die Menschen Walfett für ihre Lampen benötigten, töteten Jäger 99 % der Wale in den Ozeanen. Dabei beseitigten sie unwissentlich einen der wichtigsten Nährstoffrecycler der Meere: den Kot von Walen. Wale dringen in große Tiefen vor, ernähren sich von stickstoffreicher Nahrung und kehren dann an die Oberfläche zurück, wo sie diesen Nährstoff in ihren Exkrementen wieder ausscheiden. Ohne diesen natürlichen Kreislauf leidet das marine Ökosystem. Glücklicherweise haben Forschende nun einen synthetischen Ersatzstoff für die „toten Zonen“ der Meere entwickelt, wo derzeit kein Leben möglich ist.4
Warum ist die Entwicklung relevant?
Die Forschenden hoffen, durch das Einbringen des Ersatzstoffes für den Wal-Kot die Meeresfauna innerhalb der nächsten 40 bis 50 Jahre wieder auf das Niveau von vor 400 Jahren zurückführen zu können. Darüber hinaus binden intakte Meeresökosysteme auf natürliche Weise Kohlenstoff in Form von Phytoplankton auf dem Meeresboden. Diese Innovation hat das Potenzial, bis zu 4 % der gesamten Kohlenstoffemissionen pro Jahr aus der Atmosphäre zu entfernen.5
Abbildung 1: Organische Gebäude der Zukunft?
Die Gebäude der Zukunft könnten aus Organismen wie Pilzen entstehen, die so programmiert sind, dass sie Strukturen bilden.

Nur zur Veranschaulichung.
Immuntherapie heilt den Lungenkrebs eines Golden Retrievers
Bei der Golden-Retriever-Hündin Lola wurde aggressiver Lungenkrebs diagnostiziert. Verbleibende Lebenserwartung: sechs Monate. Ihre Besitzerin meldete sie für eine klinische Studie an der UC Davis in Kalifornien an, bei der eine neuartige Immuntherapie erprobt wurde. Neben der Bestrahlung wurde ihr ein in der Versuchsphase befindliches Krebsmedikament mittels Inhalation verabreicht. Inzwischen ist Lola seit zwei Jahren krebsfrei.6
Warum ist die Entwicklung relevant?: Krebserkrankungen bei Hunden und Menschen weisen auffällige Ähnlichkeiten auf. Die DNA von Hunden stimmt zu 85 % mit menschlicher DNA überein und ihr Mikrobiom und Immunsystem ähneln dem unseren. Allerdings erkranken Hunde zehnmal häufiger an Krebs.7 Im Krankheitsfall wachsen ihre Tumore wesentlich schneller, was die Erforschung des Krebses erleichtert. Darüber hinaus gibt es bei Hunden weniger Einschränkungen hinsichtlich der Sequenzierung von Tumorgenen, der Datenanalyse und der experimentellen Behandlung. Auf diesen Vorteilen beruht die „vergleichende Onkologie“, ein vielversprechender Bereich der Krebsforschung, in dem Hunde als Modelle für den Menschen dienen.
Weltweit erster biologischer Computer aus Gehirnzellen und Silizium
Ein australisches Unternehmen hat kürzlich menschliche Neuronen mit Silizium-Hardware verbunden. Dadurch ist es gelungen, einen Computer zu entwickeln, der die Leistung bisheriger KI-Chips auf Siliziumbasis um ein Vielfaches übertrifft. Zur Herstellung dieses biologischen Computers werden im Labor gezüchtete Neuronen auf Elektroden gesetzt, die sich in einer rechteckigen Lebenserhaltungsvorrichtung befinden und mit einem in Echtzeit arbeitenden softwarebasierten System verbunden sind.8
Warum ist die Entwicklung relevant?:
Dieses Zellnetzwerk auf einem Siliziumchip ist ein dynamischer und nachhaltiger biologischer Computer, der schneller und flexibler lernen kann als die Chips, mit denen die besten großen Sprachmodelle (LLMs) wie ChatGPT trainiert werden. Dank ihrer raffinierten Umsetzung erreicht diese Hybridtechnologie außerdem die relative Energieeffizienz des menschlichen Gehirns. Ein ganzes Rack dieser „Computer“ verbraucht zwischen 850 und 1.000 Watt Energie, während ein Standard-Rack mit KI-Chips 10.000 bis 15.000 Watt verbraucht.9Angesichts der Pläne zum Bau von Rechenzentren mit einer Leistung von mehr als fünf Milliarden Watt könnte eine zehnmal enegieeffizientere Option bahnbrechend sein.
Pilze und Bakterien sind vielversprechende biologische Baustoffe
WissenschaftlerInnen haben kürzlich einen Baustoff aus Myzel entwickelt, dem röhrenförmigen, verzweigten Fadengeflecht, aus dem die meisten Pilze bestehen. Sie kombinierten dafür roten Brotschimmel mit S. pasteurii, einem geeigneten Bakterium. Beide sind für ihre Biomineralisation bekannt – derselbe Prozess, auf dem die Bildung von menschlichen Knochen und Korallenriffen beruht.10
Warum ist die Entwicklung relevant?:
Auf den Betonbau entfallen aktuell 8 % der jährlichen menschengemachten CO₂-Emissionen. Ein Ersatzmaterial könnte den Einsatz von Beton überflüssig machen. Derzeit sind die aus Pilzen und Bakterien hergestellten Biomaterialien noch nicht stark genug, um das gleiche Gewicht wie Beton zu tragen. Es wird jedoch daran geforscht, die Organismen aktiv zu modifizieren, um dieses Problem zu lösen und ihnen außerdem Fähigkeiten wie Selbstreinigung und Selbstreparatur zu verleihen.
Fußnoten
- Quelle: Gibney, Elizabeth. „Brand-New Colour Created by Tricking Human Eyes with Laser.“ Nature 641, Nr. 8018 (18. April 2025): 16–17.
- Quelle: EnChroma, „Facts About Color Blindness.“ EnChroma.
- Quelle: Pacey, James. „10 Jobs Affected by Color Blindness.“ Pilestone. 4. Juli 2019.
- Quelle: Sandy Ong. „Scientists Are Crafting Fake Whale Poop and Dumping It in the Ocean.“ Smithsonian Magazine. 12. November 2024.
- Quelle: „Climate Change: Atmospheric Carbon Dioxide.“ Climate.gov.
- Quelle: Rob Warren, „Dog Beats Cancer Odds After Successful Completion of Clinical Trial.“ School of Veterinary Medicine News, University of California, Davis. 23. April 2025.
- Quelle: „Trials and Tribulations.“ The Cancer Letter. 3. Mai 2024.
- Quelle: „Are biotechnologists wiring cortical cells to ‘bio engineer intelligence’?“ New Atlas
- Quelle: „What Is the Typical Power Consumption of NVIDIA Data Center GPUs in a Rack?“ MassedCompute FAQ.
- Quelle: „New, ‘Living’ Building Material Made from Fungi and Bacteria Could Pave the Way to Self Healing Structures.“ Smithsonian Magazine. 24. April 2025.
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