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Die in diesem Jahr in den Schwellenländern anstehenden Wahlen sind entscheidend für das globale Wachstum, die Handelsstabilität und die internationalen Beziehungen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Wahlen in zwei wichtigen Schwellenländern: Mexiko und Indien. Für diese beiden Länder interessieren sich die Anleger sehr, und der Ausgang der Präsidenschafts- und Parlamentswahlen kann sich stark auf die Marktstimmung im Schwellenländeruniversum insgesamt auswirken.

Mexiko: 2. Juni 2024
Welche Wahlen stehen an? Präsidentschafts- und Kongresswahlen

Der Hintergrund?

Andrés Manuel López Obrador mit seiner Morena-Partei kam 2018 an die Macht. Sein Wahlversprechen damals: Bekämpfung der Korruption und Umsetzung bahnbrechender Reformen, um die mexikanische Wirtschaft umzubauen. Sein Sieg war ein großer Erfolg für die Linke und setzte einen Schlussstrich unter die jahrzehntelange Herrschaft des politischen Establishments. Die populistische Haltung von López Obrador verunsicherte anfangs die Anleger im In- und Ausland und führte zu erhöhter Volatilität an den mexikanischen Finanz- und Devisenmärkten. Trotz seiner Ambitionen hatte er Probleme, ausreichend politische Unterstützung für den Erlass wichtiger Gesetze zu bekommen. Er wollte beispielsweise ein Gesetz aus dem Jahr 2013 aufheben, das die mexikanischen Energiemärkte für ausländische Investitionen öffnete. Zudem schaffte er es nicht, mit seinen Infrastrukturprojekten wie dem neuen Militärflugplatz, einer Raffinerie an der Golfküste und dem Maya-Zug, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.1 Vor kurzem korrigierte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Prognose für das Wirtschaftswachstum des Landes für 2024 von 2,7 % auf 2,4 % und begründete dies mit der unerwartet schwachen Wirtschaftsleistung. Der IWF revidierte auch seine Wachstumsprognose für 2025 von 1,5 % im Januar auf 1,4 %.2 Obwohl López Obrador durch seine Politik etliche Chancen nicht genutzt hat, führten Überweisungen und robuste Portfoliozuflüsse zu einer starken Aufwertung der Währung. Auch wenn sich die Haushaltslage Mexikos verschlechtert hat, gehen wir nicht davon aus, dass dem Land eine Herabstufung des Ratings unter Investment-Grade droht. Darüber hinaus sind die anhaltende Disinflation und Nearshoring-Trends ein gutes Omen für die langfristige Entwicklung der mexikanischen Wirtschaft.

Womit ist bei diesen Wahlen zu rechnen?

Mit einem soliden Zustimmungswert von 59 % dürfte Claudia Sheinbaum, Kandidatin der Morena-Partei, bei den Präsidentschaftswahlen im Juni 2024 den Sieg holen. Wir beobachten die Entwicklung in den beiden Kongresshäusern sehr genau. Mit einer Zweidrittel-Mehrheit der Morena-Partei hätte Sheinbaum den nötigen Rückhalt, um Verfassungsänderungen durchzusetzen, insbesondere zur Stärkung der staatlichen Kontrolle über den Energiesektor.3

Wir betrachten den bevorstehenden Präsidentenwechsel als positive Entwicklung für in- und ausländische Anleger. Zunächst einmal ist die Präsidentschaft Sheinbaums eine Chance für eine deutliche Verbesserung des Geschäftsklimas, da sie pragmatischer und weniger umstritten als López Obradoro ist. Zweitens gehen wir davon aus, dass ihre Regierung die Stärkung der Handelsbeziehungen mit den USA und den Ausbau des Nearshoring-Potenzials Mexikos priorisieren wird. Allerdings fehlt es Sheinbaum genau wie López Obrador an Beliebtheit und Legitimität. Daher rechnen wir in den ersten Monaten ihrer Amtszeit mit einigen politischen Herausforderungen, vor allem vor dem Hintergrund der in nächster Zeit zu erwartenden finanziellen Engpässe des Landes. 4

Abbildung 1: Präsidentschaftswahlen 2024 in Mexiko – Umfragewerte

Quelle: Oraculus. Stand: 9. April 2024. Dass sich Prognosen, Schätzungen oder Hochrechnungen als richtig erweisen, kann nicht zugesichert werden.

Wie positionieren wir uns gegenüber Mexiko?

Wir sind positiv gegenüber mexikanischen Lokalwährungsanleihen eingestellt, weil die Nominal- und Realrenditen in Mexiko sich auf oder nahe historischen Höchstständen bewegen. Da sich die mexikanische Zentralbank aktuell in einem Lockerungszyklus befindet, gehen wir beim mexikanischen Peso aufgrund der aktuellen Bewertung etwas taktischer vor. Diese Entscheidung beruht auf der stetigen Aufwertung des Peso seit Mitte 2022, den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Mexiko und den USA und veränderten Erwartungen zur geldpolitischen Lockerung in den Vereinigten Staaten.

Indien: 19. April–1. Juni 2024
Welche Wahlen stehen an? Parlamentswahlen

Der Hintergrund?

Narendra Modi hat sein Amt als Premierminister Indiens 2014 angetreten, nach dem historischen Sieg der von der Bharatiya Janata Party (BJP) angeführten National Democratic Alliance (NDA). Modis politisches Programm konzentrierte sich auf die Korruptionsbekämpfung und den Hindu-Nationalismus und wurde von vielen Indern unterstützt. Während seiner Amtszeit als Regierungschef von Gujarat, dem fünftgrößten Bundesstaat des Landes mit über 60 Millionen Einwohnern, bewährte er sich und wurde zur Symbolfigur für wirtschaftliche Stärke trotz der Verlangsamung des Wachstums in Indien. Trotz der Herausforderungen während seiner ersten Amtsperiode, darunter wirtschaftliche Abschwünge, ein umstrittenes Programm zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung und die steigende Arbeitslosigkeit in der jungen Bevölkerung, führte Modi die BJP 2019 erneut zu einem überwältigenden Sieg.5 Seitdem hat das Wirtschaftswachstum in Indien stark angezogen und das Land erholt sich von den Folgen der Pandemie. Es gehört mittlerweile zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens und ist einer der wichtigsten globalen Player als Gegengewicht zu China. Im April 2024 korrigierte der IWF die Wachstumsaussichten für Indien nach oben. Die Wachstumsprognose für 2023–2024 wurde von 6,7 % auf 7,8 % und für 2024–2025 von 6,5 % auf 6,8 % angehoben.6 Aktuell hat Indien ein solides Investment-Grade-Rating, dem ein Zahlungsbilanzüberschuss, eine moderate Inflation und starke ausländische Direktinvestitionen und Portfoliozuflüsse zugrunde liegen. Das alles trägt dazu bei, dass Indien nach außen hin stark positioniert ist. Darüber hinaus gehört Indien mit sage und schreibe 643 Mrd. USD an Devisenreserven zu den fünf Ländern mit den höchsten Reserven weltweit.7

Womit ist bei diesen Wahlen zu rechnen?

Wir gehen davon aus, dass Modi sich eine dritte Amtszeit als Premierminister sichert. Das Ergebnis der Wahlen wird nach Auszählung der Stimmen der rund 970 Millionen Wahlberechtigten am 4. Juni bekanntgegeben. Modi besitzt derzeit die höchsten Zustimmungswerte aller weltweiten Regierungschefs. Unterstützung bekommt er durch immense Wahlkampfressourcen und seine Bemühungen, Wählerstimmen zu gewinnen. Mit Stand von Anfang April sieht es so aus, als ob sich die BJP die Mehrheit der 543 Sitze in der Lok Sabha (Unterhaus) sichern kann. Es dürfte jedoch spannend werden, denn den Umfragen zufolge sind die Wähler wegen der steigenden Arbeitslosigkeit und der zunehmenden Inflation unzufrieden  Modi und die BJP streben für diese Wahlen eine Supermehrheit (zwei Drittel der Sitze) an. Ein solcher Sieg würde Modi die Möglichkeit geben, wichtige Verfassungsänderungen durchzusetzen, wie z. B. die Umsetzung der „One Nation, One Election“-Agenda, die vorsieht, dass nationale und bundesstaatliche Wahlen gleichzeitig stattfinden, um den Wahlprozess zu vereinfachen und den Fokus auf die wirtschaftliche Entwicklung zu lenken.8 Indiens Oppositionspartei hat sich besorgt über Modis zunehmende Macht geäußert und dabei auf die wahrgenommene Erosion von freien Wahlen, einer unabhängigen Justiz, der Medienfreiheit und eines friedlichen Machtübergangs während seiner zehnjährigen Amtszeit verwiesen. Darüber hinaus warnt sie davor, dass Modi seine Supermacht auszunutzen könnte, um den Hindu-Nationalismus zu fördern, der das langfristige Fundament Indiens untergraben könnte.9

Abbildung 2: Die fünf besten Zustimmungswerte für die weltweiten Regierungschefs

Quelle: Morning Consult. 28. März–3. April 2024; % der Befragten; Werte spiegeln den gleitenden Sieben-Tages-Durchschnitt der Meinungen unter Erwachsenen in den befragten Ländern wider. Stand: 3. April 2024.

Wie positionieren wir uns gegenüber Indien?

Indien weist derzeit die höchsten Anleiherenditen der neun größten asiatischen Länder (ohne Japan) auf und hat damit aus der Perspektive der relativen Bewertungen eine herausragende Stellung inne. Insbesondere liegt der Anteil ausländischer Anleiheinhaber am indischen Anleihemarkt bei weniger als 1 % der insgesamt im Umlauf befindlichen Anleihen. Dies deutet darauf hin, dass der Markt weniger anfällig für globale Marktschwankungen ist. Angesichts dieses Szenarios und des attraktiven Carry im Vergleich zu vergleichbaren Ländern, einhergehend mit starken technischen Faktoren durch die Aufnahme in den JP Morgan GBI-EM Index, gehen wir davon aus, dass indische Lokalwährungsanleihen in diesem Jahr eine Outperformance erzielen werden.10 Daher bevorzugen wir aktuell einen Mix aus indischen Staatsanleihen, auf INR lautenden supranationalen Anleihen und der indischen Rupie (INR).



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